Spiritueller Proviant

Gebete für jeden Tag

Pfrn. Laura Lombardi aus Biel hat eine Sammlung von Gebeten zusammengestellt, die den Tagesrhythmus begleiten. Hier kommen Sie zu den Gebeten.


Meditation für Anfänger*innen

Stefan Schwarz, Pfarrer in Ruegsau und Via-Cordis-Meditationslehrer führt ins ABC der Meditation ein. Das geht auch im Spital- oder Heimbett oder auf dem Stuhl. Probieren Sie es aus: hier!


Sicher und ruhig bleiben

Als Buddhist glaube ich an das Prinzip der Vergänglichkeit. Irgendwann wird dieser Virus vergehen, so wie ich in meinem Leben Kriege und andere schreckliche Bedrohungen habe vergehen sehen, und wir werden die Gelegenheit haben, unsere globale Gemeinschaft wieder aufzubauen, wie wir es schon viele Male zuvor getan haben. Ich hoffe aufrichtig, dass alle sicher und ruhig bleiben können. In dieser Zeit der Ungewissheit ist es wichtig, dass wir die Hoffnung und das Vertrauen in die konstruktiven Bemühungen, die so viele unternehmen, nicht verlieren.


Dalai Lama, veröffentlicht vom Time Magazine - 14. April 2020


Die sieben Weltwunder


Da sind wir,
aufgerichtet zwischen Himmel und Erde.
Unsere Füsse,
das unruhige Paar,
das ab und zu nervös wippt
und so oft stolpert
oder nicht weiss, wie weiter,
weil sich die Wege auf dieser Erde
ständig ändern,
das manchmal weglaufen möchte,
weil das Durcheinander so unerträglich ist –
unser Füsse stehen auf der Erde.

Unsere Köpfe haben wir zum Himmel erhoben.
Sie sehnen sich
nach Deiner Klarheit,
nach dem, was Wege weist
und verlässlich ist.

Und jetzt, in dieser Zeit,
jetzt wünschen wir uns,
dass der Himmel die Erde küssen möge,
dass die Erde heil wird,
ein Ort,
an dem wir uns niederlassen können,
weil du, Gott, hier wohnen willst.


Zwei Gärten

Ein Mann kam in ein Dorf, in dem, wie überall erzählt wurde, wunderschöne Gärten waren, grosse und kleine, vornehme und einfache. Der Mann, mit seinem eigenen Garten nicht mehr zufrieden, wollte sich in diesen Gärten einmal umsehen. Vielleicht, so dachte er, kann ich dieses und jenes dann in meinem Garten verändern.
Am Eingang des Dorfes sass ein sehr alter Mann, der verständig und weise aussah. Ihn fragte er, wie er es anstellen müsse, einen der Gärten zu besehen, um derentwillen das Dorf so berühmt sei. Der alte Mann winkte einen seiner Söhne herbei, und dieser führte ihn in einen grossen Garten.

«Die Gartenpforte muss erneuert werden», sagte der Sohn, als sie den Garten betraten, und zeigte auf einige unschöne, schadhafte Stellen. «Und die Wege sind reichlich ausgetreten und müssen eingeebnet werden.» Vor einem Rosenstrauch blieb er nachdenklich stehen: «Seht ihr die Blattläuse? Er wird kaum überleben. Und das Gewächs dort hinten an der Mauer, es wird wohl auch eingehen. Die Wurzeln sind befallen und nehmen das Wasser nicht mehr auf. Wir können giessen, so viel wir wollen, es hilft nicht mehr.» Der Sohn zeigte ihm noch manches, was nicht in Ordnung war. Es schien ein kranker Garten zu sein, und der Mann überlegte, warum man ihn gerade in diesen Garten geführt hatte.

Enttäuscht berichtet er dem Alten vom schlechten Zustand des Gartens und fragte ihn, ob er nicht einen anderen sehen könnte.

Der weise Alte winkte einen anderen seiner Söhne herbei. Dieser führte den Mann in einen Garten, der ihm wohl gefiel.

«Seht hier, diese Kletterrose», sagte der Sohn und zeigte auf den Bogen über der Gartenpforte. «Sie blüht das ganze Jahr. Es gibt keine andere Kletterrose im ganzen Dorf, die so viele Blüten treibt. Und dort, der Mandarinenbaum. Er trägt die süssesten Früchte.» Er gab dem Mann eine reife Frucht von köstlichem Aroma, die ihm wohl schmeckte. «Dieses Beet haben wir neu angelegt. Vor einigen tagen haben wir die Samen in die Erde getan. Es werden Blumen wachsen, grosse, weisse, mit starkem Duft, ähnlich wie die blauen dort an der Mauer. Die ersten Sprossen kommen schon. Seht ihr sie? Und dort ist unser Brunnen. Schaut nur her, wie tief er ist. Noch nie hat es uns an Wasser gefehlt.» So führte dieser Sohn den Mann durch den Garten und zeigte ihm all seine Schönheiten.

Begeistert berichtete der Mann dem Alten von allem, was er in diesem Garten gesehen hatte, und bedankte sich. Der Weise lächelte nur und fragte: «Habt ihr nicht gemerkt, dass ihr in ein und demselben Garten gewesen seid?»




Ich schlage den Tag auf
wie ein Buch,
das Du
mir geschenkt hast.
Die Sätze sind einfach.
Auch Leid steht da.
Doch es ist ertragbar,
denn durch jede Seite
schimmert
Dein Name.

Georg Bydlinski, Distelblüte, Gedichte, Verlag Herder Wien 1981, S. 20